Eine Traumhafte Winterreise

von Greta P.

 

Es waren einmal drei Freunde. Sie hießen Maya, Tiago und Alex. Sie lebten in einem kleinen Dorf, nahe eines Berges. In dem Schloss wohnte ein König, der sein Volk zerstörte. Er zwang Maya und ihre Mutter im Schloss zu putzen und ihm zu dienen. Zum Glück hatte Maya Freunde – es waren die Bauernjungen Tiago und Alex. Maya stieg gerade die Treppe zum Kerker hinunter. Dort sollte sie den Flur putzen. Durch die Gitterfenster hörte man Vogelgezwitscher und leises Blätterrauschen. Plötzlich hörte Maya ein Schluchzen. Schnell lief sie zu der Kerkertür, aus der das Geräusch kam. Leise öffnete sie Tür. Doch der Griff war brennend heiß. Normalerweise waren Türen aber verschlossen. Mit klopfendem Herzen öffnete Maya die quietschende Metalltür. In der Zelle saß ein Mädchen. Sie hatte lange, hellblonde Haare und schneeweiße Haut. Außerdem trug sie babyblaue Schnürstiefel und ein blaues mit Glitzer und Rüschen besetztes Kleid. „Was ist los?“, fragte Maya zaghaft. Das Mädchen nahm ihre Hände vom Gesicht und entblößte grüne Augen und eine Stupsnase. Der schmale Mund war blass. „Der König hat mich von Gnomen entführen lassen. Ich bin die Winterprinzessin und für den Winter verantwortlich. Aber wer bist du überhaupt?“, fragte das Mädchen.

 

„Ich bin Maya und wer bist du?“, fragte Maya. „Mein Name lautet Tikaani“, sagte das Mädchen. Da ertönten Schritte vor der Tür. Maya wirbelte herum. Noch war keiner zu sehen. Da fasste Maya einen Entschluss. „Wir müssen verschwinden!“, zischte Maya zu Tikaani. Plötzlich kam Tikaani mit ihrem Schuh an die graue Backsteinwand mit vielen Kratzern und Strichen. Sie kam genau dort an, wo das braune Holzbrett an die Wand überging. Da schwang ein kleiner Teil der Wand zur Seite.  „Schnell dadurch!“, flüsterte Tikaani und krabbelte voran. Im Tunnel begann Tikaanis Kleid zu leuchten wie Polarlichter. Plötzlich machte der Tunnel eine schmale Biegung und Tikaani rief: „ich bin oben!“ Maya kraxelte auch ans Licht. Sie waren in Mayas Zimmer gelandet. Die beiden setzten sich auf Mayas Bett. Maya fragte: „Dürfen ich und meine Freunde dich nach Hause bringen?“ „Natürlich!“, meinte Tikaani, „Ziehe dich aber wärmer an. Bei mit Zuhause ist es echt kalt!“ Maya nickte stumm. Schnell hatte sie sich umgezogen und Maya und Tikaani gingen den Berg hinunter und geradewegs zu dem Haus von Tiago und Alex. Die beiden Jungen saßen auf der Veranda und spielten mit Murmeln. „Hallo!“, rief Tiago ihnen zu. „Wer ist das denn?“, fragte sein Zwillingsbruder Alex.

 

„Das ist Tikaani. Wir müssen sie wieder ins Winterland bringen“, sagte Maya. „Wir ziehen uns schon einmal warme Kleider an“, sagte Tiago und verschwand mit Alex im Haus. Plötzlich fingen Tikaanis Haare zu schmelzen an. Wasser tropfte von ihnen herunter. Als die Jungen rauskamen sagte Tikaani: „Fasst euch alle an den Händen.“ Alle taten wie ihnen geheißen. Plötzlich wurden alle im Kreis gewirbelt und sie landeten unsanft im Schnee. Wegen des vielen Schneefalls war der Schnee fast einen Meter tief. Tikaani hüpfte freudig durch den Schnee und warf mit Schneebällen. Doch plötzlich loderten gelbe Augen auf und ein Drache kam zum Vorschein. Er war groß und hatte blau silbern glänzende Schuppen. Er hatte sich gut an das weiße Schneewetter angepasst.

 

„Rex, verschwinde!“, schleuderte Tikaani dem Drachen entgegen. „Nein! Erst wenn ich dich gefressen habe!“, fauchte der Drache zurück. „Schnell lasst uns verschwinden!“, flüsterte Alex voller Panik. Alle rannten los, doch Rex flog hinterher. „Hohoho!“, ertönte es vom Himmel. Der Weihnachtsmann war mit seinem Rentier gekommen. Rex wirbelte herum. Kaum als er den Weihnachtsmann erblickte, stieg er noch höher in die Luft und war auf und davon. „Danke Herr Weihnachtsmann!“, rief Tiago in die Luft. „Gern geschehen!“, rief der Weihnachtsmann mit seiner tiefen Stimme. Dann flog er weiter und war verschwunden. „Ist er dein Großvater?“, fragte Maya. „Nein, mein Vater“, beantwortete Tikaani Mayas fragte. „Achso“, meinte Maya. „Wir sollten weitergehen, sonst machen sich unsere Eltern sich noch Sorgen um uns“, sagte Tiago.

 

Tikaani stapfte los. „5 Kilometer von hier entfernt gibt es Schlitten. Die Wölfe sind leider verschwunden, weil ich nicht mehr da bin. Dann laufen sie immer davon. Deshalb wurden die Kutschen verzaubert“, erzählte ihnen Tikaani. Sie wanderten über kahle Schneewüste. An einer Stelle ragten Eisnadeln aus dem Boden. Hier und da standen kleine Iglus oder Rentierfarmen. Als sie endlich an dem Schlittenverleih angekommen waren, fuhr gerade ein Schlitten weg. „Ein Schlitten zum Schloss bitte!“, befahl Tikaani dem Schlittenmeister. „Geht klar, Hoheit“, sagte dieser in einer übertriebenen Verbeugung. Dann schnipste er mit den Fingern und ein Schlitten fuhr auf die vier zu. Er sah aus wie ein normaler Schlitten aus dem Dorf nur viel, viel größer. Die Kinder stiegen auf den Schlitten und er fuhr los. Er fuhr so schnell, dass Alex sich zweimal übergeben musste. Tiago, Alex und Maya nahmen die an ihnen vorbeifliegende Welt nur verschwommen wahr. Dann blieb der Schlitten endlich stehen. „Mir ist übel“, stöhnte Alex und lehnte sich an seinen Bruder. Tiago schüttelte ihn verekelt weg. Tikaani lief zielstrebig los. Alle folgten ihr. Tikaani steuerte auf einen schlängelförmigen Weg, der den Berg hinaufführte.

 

Etwa 20 Meter über dem Boden trat Tiago auf eine unebene Stelle im Boden und ein Netz flog auf den Boden. Es hatte sehr kleine Ritzen, um wohl auch einen Mistkäfer aufzuhalten. Nun lag Tiago unter dem Netz. Maya hob das Netz an und Tiago krabbelte heraus. Die vier gingen weiter. Einfach so schossen plötzlich Pfeile aus der Wand. Alle duckten sich schnell doch nur, ein Pfeil blieb in Mayas dunkelbraunen, hochgesteckten Haaren hängen. „Steht dir!“, grinste Alex. Nach einer Weile wurde es klirrend kalt. Auch für Tikaani. Plötzlich froren Mayas Haare ein und alle bekamen blaue Lippen. „Wir sollten rennen!“, rief Tikaani. Endlich waren die Freunde oben angekommen. Ein eisiger Zaun umrahmte das Gelände. Tikaani öffnete das Tor und drei Wölfe sprangen ihr entgegen. Der eine war grau, der andere weiß und der kleinste schwarz. „Jeffrey, Bo und Miro! Ich habe euch doch auch vermisst“, sagte Tikaani, während die Wölfe über ihr Gesicht leckten.

 

„Kommt wir gehen rein“, sagte Tikaani, als sie die Wölfe abgeschüttelt hat. Die vier betraten die Tür und landeten in einem Schloss vollkommen aus Eis. Die Eingangshalle war groß. Sie hatte eine Wendeltreppe in der Mitte. An den Wänden hingen Gemälde von Königen und Königinnen.

 

Ein riesiger Kronleuchter hing von der Decke. Am Rande waren Türen aus Holz, das schon blau gefroren war. „Mutter!“, rief Tikaani. Es hallte durch das ganze Schloss. Plötzlich kam eine Frau die Treppe herunter. Sie hatte schwarze Haare mit weißen Strähnen. Sie hatte ein Kleid an, das an ein Hochzeitskleid erinnerte, nur mit blauen Glitzersteinen und blauen Rüschen. Über dem Kleid trug sie eine dunkelblaue Strickjacke mit Strassteinen. Auf dem Kopf trug sie ein silbernes Diadem mit eisblauen Edelsteinen. Die Schuhe waren Hackenschuhe in hellblau mit weißen Schneeflocken geschmückt. „Tikaani! Goblin hat uns gesagt, dass du entführt wurdest. Geht es dir gut? Wir haben dich nicht gefunden! Und wir können doch nicht in die Menschen Welt, sonst wird es nie wieder Winter geben“, rief Tikaanis Mutter stürmisch. Und an Maya Gewand fügte sie hinzu: „Danke das du und deine mutigen Freunde meine Tochter gerettet habt. Ich danke euch dafür! Nun zum Dank wird der König eingefroren, wenn er dir und deiner Mutter Böses tut. Jetzt, wo meine Tochter wieder da ist, habe ich meine ganze Winterzauberkraft zurück. “ Tikaani und ihre Mutter schlossen sich in die Arme. Dann gab es noch ein großes Fest. Und der böse König? Der musste sich damit abfinden, bei jeder Straftat eingefroren zu werden. Und Maya und ihre Mutter? Beide lebten glücklich im Schloss, denn der König hatte ihnen das schönste und größte Zimmer geschenkt.

 

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben, tanzen und feiern sie noch heute.

 

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Ursula Mock

Heisenberg-Gymnasium

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